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Die Natur zum Erlebnis machen – „Vielfalter Schule“ der inatura

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Der Biologe Lukas Rinnhofer ist der Leiter des Projekts „Vielfalter Schule“ der inatura Erlebnis Naturschau Dornbirn.
Er erzählt von Vormittagen in der Natur, und wie mit dem Projekt „Vielfalter Schule“ das „N“ wie „Naturwissenschaften“ (MINT) zum Senkrechtstarter für Vorarlbergs Kinder geworden ist:

  • Was für ein Projekt ist „Vielfalter Schule“?

Das ist ein naturpädagogisches Programm, das wir seit zwei Jahren für Vorarlbergs Volksschulen entwickeln. Dabei geht es nicht um nette Spielevormittage in der Natur. Vielmehr haben wir eine Vielfalt an Themen generiert, eingebettet in einen Jahresplan und verknüpft mit dem Lehrplan der Volksschule. Schwerpunkte sind die Lebensräume, die in Vorarlberg hauptsächlich vorkommen, also Wasser, Wald, Wiese und dazu die in Vorarlberg gesellschaftlich relevanten Lebensräume Boden und Moor.

Natur begreifen wir nicht als Orte, die man extra aufsuchen muss, sondern Natur beginnt bei uns in Vorarlberg vor der Haustüre. In der vierten Klasse kommt der Lebensraum Gebirge hinzu. An acht Terminen im Schuljahr geht der immer gleiche Naturpädagoge – zu dem die Kinder vertrauensvolle Beziehung knüpfen – mit den Kindern für jeweils drei Stunden hinaus in die Natur. Sie entdecken und erforschen die Natur, beobachten kleine Tiere in Becherlupen oder es werden Seile zwischen Bäumen gespannt, an denen die Kinder die Stockwerke des Waldes mit Wäscheklammern fixieren und zeigen können. Es werden Texte im Wald geschrieben, die Fließgeschwindigkeit von Flüssen ausgerechnet und Tiere abgezeichnet. Die Klassenlehrer sind mit dabei, und im regulären Unterricht werden die Themen dann vertieft.

  • Warum sind Sie  bei MINT4all dabei?

Im naturwissenschaftlichen Bereich wird für die Stadt Dornbirn das Thema MINT immer wichtiger. Wir als inatura decken das „N“ für Naturwissenschaften mit dem Vielfalter Projekt in der Natur ab. Dieser geht aber auch in Richtung Mathematik und Technik. Weiters bieten unsere Museumspädagogen in der inatura spannende Themen aus den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Forschung im Museum an. In Dornbirn nehmen im kommenden Schuljahr drei Klassen der Volksschule Oberdorf und zwei Klassen der Volksschule Mittelfeld Hatlerdorf am Projekt „Vielfalter Schule“ teil.

Zusätzlich bieten Vorarlberger Naturführer und Naturführerinnen im Rahmen des Dornbirner Ferienprogramms spannende Naturerlebnistage im Sommer für die Kinder an und in Watzenegg gibt es seit einem Jahr wöchentlich eine Vielfalter Nachmittagsbetreuung, bei der zwei Naturführer mit den Kindern jeweils einen spannenden Naturerlebnis-Nachmittag erleben.

  • Was wollen Sie erreichen?

Wir wollen die Kinder wieder mehr in die Natur bringen. Sie sollen sie selbständig erleben und erforschen wollen. Wir haben einen gesellschaftlichen Auftrag, in den Kindern ein Interesse für die Natur, für Pflanzen, Tiere und Lebensräume zu wecken. Es geht darum, zu entdecken, neugierig und aufmerksam zu sein. Für viele Menschen ist die Natur nur noch Kulisse und nichts Lebendiges. Dafür, dieses Bewusstsein wieder in die Gesellschaft zu bringen, sind Kinder ein riesiges Potenzial. Nachdem wir einmal in einer kleinen Volksschule waren, haben sich dort Kinder und Lehrer zu Fasching als Vielfalter verkleidet, als Raupen, Schmetterlingsforscher und so weiter. Darum geht es, das Thema weiterzutragen. Denn nur was man kennt, das schützt man auch. Und dieses Bewusstsein für einen rücksichtsvollen Umgang mit der Vielfalt der Natur in Vorarlberg  wollen wir den Kindern vermitteln.

  • Wie sprechen Sie die Kinder an?

Bei uns ist jeder gleich. Älter, jünger, welches Geschlecht auch immer. In dem Rahmen „Natur“ findet jeder seinen Platz. Auch die klassische Rollenverteilung mit dem Klassenclown, dem Oberschlaumeier und der, die sich manchmal schwer tut, bricht auf, und die etwas Kräftigere wird vielleicht eine Heldin, weil sie einen Baumstamm umgedreht hat, unter dem es Tausendfüßler gibt. Bei uns zählt der direkte Bezug zur Natur: ein Blatt ganz genau betrachten, einen Käfer anschauen, auf dem Waldboden liegen. Auch hyperaktive Kinder können draußen ihre Energie besser ausleben. Während des ersten Lockdowns waren die Kinder viel in den Gärten bei sich zu Hause. Da haben uns viele Nachrichten erreicht nach dem Motto: „Was ist das für ein Vogel? Was ist das für ein Insekt?“ Das Lernen läuft über die Beziehung zum Naturführer.

  • Was gibt es für Feedback/Wie entwickeln Sie den Vielfalter weiter?

Wir protokollieren jeden Ausflug und holen das Feedback von Kindern und Lehrern ein. Wir sind laufend dabei, unser noch junges Programm zu evaluieren und zu verbessern. Wegen Corona hatten wir bisher noch kein Jahr, in dem das Vielfalter-Programm durchlaufen konnte, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es geht darum, gemeinsam Abenteuer in der Natur zu erleben, so dass die Kinder einen anderen Bezug zu ihrer Heimat entwickeln und vielleicht ihren Eltern das Moor zeigen, in dem wir waren. Im vergangenen Schuljahr konnten wir trotz den Einschränkungen insgesamt über 330 Vielfalter Schultage für Vorarlberg Klassen durchführen. Das Interesse ist riesig: Allein für unser Jahresprogramm haben für nächstes Schuljahr 100 Klassen Interesse angemeldet. Rund 40 Anfragen können wir nachkommen. Noch ist alles im Aufbau begriffen, wir bilden jedes Jahr ungefähr 20 neue Naturführer aus, von denen einige dann als selbstständige Naturführer tätig werden. Nicht nur die Kinder lernen, auch wir tun es.

 

 

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